Beim General im War Room

Mitte Oktober hatte ich das grosse Vergnügen, mit den Wargaming Experten des CHPM in Pully eine Session War Room von Larry Harris zu spielen.

Einen thematisch besseren Standort als das “Pavillon Ouest” im Centre Général Guisan am Genfersee hätten Nicolas Penseyres und seine Kameraden für unseren Tag am Kartentisch nicht wählen können. Umgeben von Bibliotheken, Memorabilia und historischen Artefakten des Generals und vieler Verbände der Schweizer Armee bauten wir die grosse Spielkarte auf.

Nach einem kurzen Intro zum Thema “Zweiter Weltkrieg” durch Nicolas und einem Recap der wichtigsten Regeln starteten wir direkt in die grosse Kampagne. Ein paar Eindrück meinerseits:

Karten können kaum gross genug sein

Die Neoprenkarte ist ein gutes Investment. Sie ist ca. 15% grösser als das Original und bietet den Units und Markern ein bisschen mehr Raum zum Atmen. Grösser wäre noch besser, aber immerhin. Die Qualität der Matte, also Farben und Verarbeitung, ist erster Güte. Die normale Karte kann man prima als Planungsanlage brauchen.

Freud und Leid mit Verbündeten

Wie erhofft ist der soziale Aspekt dieses simplen aber grossen Spiels der Gewinner für mich. Das gemeinsame Planen und Plotten, das gegenseitige Überzeugen und anderer Meinung sein, A sagen und B machen – das hat so richtig Spass gemacht. Bringen wir den Amerikaner dazu, England und die Sowjets schon früher mit einer Invasion Nordafrikas zu entlasten? Wer zügelt den Sowjet und was um Himmels Willen macht Churchill im Mittelmeer? Ist das ein Italienischer Flugzeugträger!? Über die Stunden lernt man sich so halb kennen, sitzt aber trotzdem immer mit Fremden im gleichen Boot, unsicher was diese dann am Ende auf ihrem Order Blöcklein aufschreiben. Es ist eine reine Freude!

Mein Steckenpferd sind bekanntlich operationelle Simulationen auf Stufe Battalion mit vielen Countern und Hexes. Wer kann sich nicht vorstellen, dass ein Spiel in einer solchen Gruppe Knaller wie A Time for Trumpets oder Last Blitzkrieg noch einmal besser machen würde? Streit um Platz entlang der Rollbahn E zwischen den Kommandanten der 5. und 6. Panzerarmeen? Logistikstreit um präferierte MSRs im Bastogne Sektor bei den Deutschen und das Gerangel um Pattons Durchstoss zur 101. Luftlandedivision bei den Amerikanern? Das nenne ich dann eine Konfliktsimulation!

Die Spielzeit auf der Schachtel ist wie immer erstunken und erlogen

So richtig durchgestartet sind wir um 10.00 Uhr und aufgehört haben wir um 16:30 Uhr. Dazwischen haben wir vielleicht 30 Minuten Pause gemacht. Diese sechs Stunden haben gerade mal für drei ganze Züge gereicht. Die USA konnten die Solomon Islands sichern, die Briten wehrten einen Angriff Japans auf Indien ab und die Sowjets und die Deutschen lieferten sich ein paar riesige Schlachten in Osteuropa. So toll wie es war – wer eine solche Kampagne fertig spielen will braucht sehr engagierte Freunde und viel Platz über eine sehr lange Zeit. Alternativ dazu gibt es noch das gratis Modul von War Room für den Tabletop Simulator.

Wir sind natürlich nicht die Einzigen, denen das aufgefallen ist. Es gibt ein paar Kniffe, wie man das Spiel beschleunigen kann. So sind vor allem die Schlachten in den umkämpften Gebieten zeitaufwendig. Es gibt ein vereinfachtes Kampfsystem, bei dem lediglich die Werte der Einheiten, aber nicht die Einheiten selbst, von der Karte weggenommen werden. Ebenso empfehle ich mit Nachdruck mehrere Würfelsets zu kaufen, um die Schlachten zu parallelisieren. Leider sind die Würfelsets – wohl aus diesem Grund – im Moment ausverkauft, aber das würde schon viel bringen.

Fazit

War Room ist ein toller Titel für Fans von schönen Komponenten, Grand Strategy und dem Spielen mit Freunden. Wem Axis & Allies zusagt und deshalb vielleicht gar mit Global War 1939 liebäugelt kann ich das Werk von Larry Harris empfehlen. Und als War Room muss es ja zum Glück nicht zwingend das Centre Général Guisan sein.

General Henri Guisan (* 21.10.1874 in Mézières; † 07.04.1960 in Pully) war während des Zweiten Weltkriegs Oberbefehlshaber der Schweizer Armee.

Author: Reto Eggimann