Die Schlachtfelder des 19. Jahrhunderts sind eigentlich nicht mein Ding. Lange verstand ich den Reiz nicht, tausende junge Männer in schön geordneten Reihen in den sicheren Tod zu führen. Meine Neugier an der taktischen Herausforderung geweckt hat letzthin das untenstehende kurze Video von Epic History TV zur Infanterietaktik napoleonischer Schlachten. Es zeigt sehr gut Sinn und Zweck verschiedener geometrischer Formationen von Infanterie und Kavallerie.
Dank Jeff Capuano habe ich schon länger mein Auge auf das “La Battaille” System von Clash of Arms Games. Entschuldidung, das “Les Batailles dans l’Âge de l’Empereur Napoléon 1er” System. Jeff’s Einsteigerserie “La Bataille, Considered” schliesslich gab mir den Rest und ich entschloss einzusteigen.
Die Schlacht bei Quatre-Bras fand am 16. Juni 1815 im Rahmen der Koalitionskriege im heutigen Belgien statt. Bei dem kleinen Ort Quatre-Bras südlich von Waterloo verteidigten britische, niederländische und deutsche Truppen unter Sir Arthur Wellesley, Herzog von Wellington die dortige Straßenkreuzung gegen die französischen Truppen der Grande Armée unter dem Kommando von Marschall Ney.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Quatre-Bras
Da es sich beim französischen OOB lediglich um den linken Flügel der Grand Armée handelt und das Kampfgebiet geografisch kompakt ist, gilt der Titel als ideales Einsteigerspiel für die Serie. Zu “La Bataille” als Serie kann ich bisher Folgendes festtellen:
- Das System kennt eine Vielzahl von Regeln – was weniger gut ist für den Einsteiger. Durchgesetzt haben sich eigentlich zwei Regelwerke, zum Einen sind das die 5th Edition Rules, andererseits Le Reglement des Marie-Louise. Marie-Louise sind die Einsteigerregeln, eine stark vereinfachte Variante analog der Regeltrennung in der Next War Serie (besprochen in diesem Artikel). La Bataille des Quatre Bras geht nochmals einen anderen Weg – dem Spiel liegen eigene Regeln bei… Es stellt sich aber heraus, dass es sich letzten Endes doch um die 5th Edition Regeln handelt.
- Beim Hersteller selbst finden sich praktisch keine Infos zum System. Es existiert allerdings eine umfangreiche Fanseite: www.labataille.us
- Die VASSAL Module sind gut, auch dasjenige von Quatre Bras. Vor allem hilft das Modul beim Setup, denn das ist trotz Setup Karte mächtig anstrengend. Das liegt einerseits an der ungewohnten und altertümlichen OOB, andererseits an der grossen Flexibilität beim Aufmarsch und der geringen Detailinformationen im Szenariobeschrieb.
- Im Gegensatz zu was ich gewohnt bin kennt das System für die Einheiten zwei zusätzliche Dimensionen (nebst ihrem Standort): Formation und Facing. Truppen können in Line, Kolonne, Strasse und weiteren Formationen stehen und kämpfen. Je nachdem sind die Truppen an mehr oder weniger Stellen angreifbar, respektive flankierbar. Sie können sich auch nicht durch andere Truppen hindurchbewegen, oder nur stark erschwert. Das alleine ist eine mächtige Umstellung! Formation und Facing werden nicht etwa wie üblich exklusiv mit Markern, sondern auch anhand der exakten Counterpositionierung gemacht. Eine vorsichtige Arbeitsweise ist also angesagt. Kinder und Katzen im
SpielzimmerKartenraum verboten!
Eine wunderschöne Karte im altertümlichen Stil. Bild: Clash of Arms The Duke of Wellington’s Army of the Low Countries. Dank Regimentsbannern, -schriftarten und -farben kein Problem zum sortieren…. Besser. Die Setupkarten sind sehr schön und erfüllen nebst der Übersicht über die OOB auch einen anderen Zweck: Allokation von Command Points anhand der Leadership auf dem Felde. I und II Corps der Grand Armée unter Marshal Ney. Ganz oben: Ein englische Brigade und (nicht im Bild) eine französische Division sind im Countermix, aber nicht in der OOB.
Es wird sich zeigen, wohin mich diese Reise führt. Das System empfinde ich als komplex, hochinteressant und lernbar. Ob es auch Spass macht, wird sich zeigen.