Wargame Ukraine: Tactical Report

Donbass, Sommer 2022; die russische Armee (VSRF) führt gerade eine Offensive zur Eroberung von den Oblasten Luhansk und Donezk und kämpft dabei gegen die ukrainische Armee (ZSU).

Die Manöver-Formationen des Angreifers sind die Bataillonstaktischen Gruppen (BTG). Was sind ihre Fähigkeiten, ihre Einschränkungen und warum sind sie seit dem Winter 2022/2023 vom Schlachtfeld verschwunden?

Dieses analytische Wargame, welches am 01.07.2023 im Centre Général Guisan in Pully durchgeführt wurde, hat die Grenzen dieses Organisationskonzepts erforscht und einige Lehren daraus gezogen, um das Verständnis über diese Thematik zu erweitern.

Ukraine Taktik 2.0 – Bataillonstaktische Gruppe (BTG)

Beobachtungen:

  • Spannung zwischen Manöver und Feuer: Das Manöver war durch das gegnerische
    Feuer stark eingeschränkt.
  • Angriff in komplexem Gelände: Um erfolgreich zu sein, muss man quantitativ und
    qualitativ konzentriert angreifen und mit einer geringeren Effektivität der Waffen
    rechnen.
  • Panzerschlacht: Gepanzerte Kampffahrzeuge sind für beide Seiten enorm wichtig.
    Ihr Feuer erlaubt es Sektoren auf Distanz zu blockieren und der Versuch sie
    auszuschalten hat das Manöver der Formationen auf dem Schlachtfeld geleitet.

Hypothesen:

  • Kräfteverhältnis: Ein Angriff in komplexem Gelände erzwingt einen grösseren Kräfteansatz, jedoch ist diese Konzentration für mehr oder weniger Zeit der vollen Wirkung moderner Artillerie ausgesetzt.
  • Feuer & Bewegung oder Bewegung & Feuer: Es gibt ein Sinnspruch, welcher sagt, dass „die russischen Streitkräfte manövrieren, damit sie schiessen können, jedoch westliche Streitkräfte schiessen würden, um zu manövrieren.“ Unser Wargame hat die Tendenz des russischen Akteurs, wonach er systematisch versucht die ganze Stärke seines Feuers auf Distanz auszunutzen, durchaus bestätigt.

Nachträgliche Analyse:

  • Massiver Einsatz der Artillerie: Artillerie hat eine zentrale Rolle für den russischen Akteur gespielt. Nicht erfolgte Geländegewinne wurden sofort mit dem Einsatz der maximalen Feuerkraft kompensiert, um sie später erneut zu stürmen.
  • Die Kampfgruppe (BTG) im Angriff: Die schwache infanteristische Komponente der BTG ist das eine Problem, das andere sind die Aufträge, die man solchen vollmechanisierten Verbände anvertraut – die BTG sind schlecht geeignet für Angriffe in komplexem Gelände.
  • Die „Sturmdoktrin“ seit 2023: Intensives Feuer hat die Bewegung mechanisierter Verbände im Verlauf des Krieges stark eingeschränkt. Ständige Aufklärung und speziell effektiver Einsatz von Drohnen und Artillerie haben zu einer starken Dezentralisierung der Mittel im Angriff geführt und zur Befestigung des Geländes in der Verteidigung gezwungen.

Author: Nicolas Penseyres