“Arracourt” ist das Einsteigerspiel der Battalion Combat Series. Das Spiel versetzt die Strategen ins Jahr 1944, wo die Kämpfe um Elsass und Lothringen toben. Erschöpfte Panzereinheiten von General Patton’s Third Army geraten nach der Eroberung von Nancy in den unvermeidlichen Gegenangriff der Wehrmacht.
Hintergrund
Im September 1944 versuchen die Alliierten an der Westfront Mosel und Sauer zu überqueren und Metz und Nancy zu befreien, um dann aus der Bewegung heraus über die Saar ins Deutsche Grenzgebiet vorzustossen. Die damit beauftragte Third Army kämpft in der vier Monate dauernden Kampagne konstant mit Nachschubproblemen, teilweise ein Nebeneffekt der “broad-front” Strategie. Ein Festhalten an den vorgefassten Schlachtplänen ist insbesondere zu Beginn kaum möglich.
Nach dem Fall von Nancy am 15. September stossen die gepanzerten “Zangen” der 4th Armored Division in ihrer Umschliessung der Stadt in das Gebiet um Arracourt vor. Just als sich die Combat Commands CCA und CCB für den Empfang von Nachschub vorbereiten, rollt der Deutsche Gegenangriff aus dem Osten an. Die frisch konstituierten Panzer-Brigaden 111 und 113, als “Walküre”-Einheiten eigentlich vorgesehen für innere Unruhen im Reich sowie für die Ostfront, durchbrechen die durch die 15. Panzergrenadier-Division gehaltene Front und rollen auf die Schlüsselorte Lunéville, Arracourt und Château-Salins zu.
Handlich und Interessant
Soweit die spannende Ausgangslage zu den drei Victory Hexes von “Arracourt”. Das Spiel kommt mit nur einer Karte aus und verfügt ausserdem über ungewöhnlich grosse Counter und Hexes. Die Entwicklung von Einsteigerspielen für grössere Serien ist nicht neu: OCS hat Reluctant Enemies und GTS hat Strike – Counter Strike, aber Designer Carl Fung geht mit “Arracourt” einen kleinen Schritt weiter. “Arracourt” kommt mit seinen eigenwilligen Dimensionen ein bisschen wie ein eigenständiges, systemunabhängiges Spiel daher, währenddem es natürlich voll systemkompatibel ist. Ursprünglich entstand die Idee der grösseren Hexes und Counter, um das kleine Einsatzgebiet kompatibel zur Standardgrösse einer Wargaming Map zu machen. Das dabei entstandene neue Format hat bei den Spielern grossen Gefallen gefunden und soll in Zukunft erneut zum Einsatz kommen:
I do not wish to have the larger format for multi-map games because you are trading hex and counter size for table space. […] Arracourt will not be alone in this larger format as the upcoming “Danger Forward” will likewise be a single map and a handful of formations and use the larger format. I am planning other games in the future that likewise use this large format for BCS, so Arracourt won’t be in isolation.
erklärt Carl Fung, Verantwortlicher für die Battalion Combat Series.
Nach einem Testlauf mit einem kleineren Szenario haben sich mein Lieblingsgegner aus Basel und ich aufgemacht, die Kampagne zu wagen. Meine Deutschen unter Manteuffel versuchen sich gegen seine Amerikaner unter Patton!
Probleme mit dem “Blob”
Im Süden der Karte tobt der Kampf um Lunéville. Schon nach wenigen Zügen teilen sich sechs Formationen einen Raum von weniger als 15 x 15 Kilometer. BCS legt grossen Wert auf Formationsintegrität und bestraft ein Überlappen der Fussabdrücke zweier Formationen (“Blob”). Beide Spieler sind gezwungen, sich nebst taktischen Problemen und Opportunitäten ständig auch mit logistischen Herausforderungen auseinanderzusetzen: Wie bewege ich Formation B aus dem Weg, damit Formation A angreifen kann? Wo lege ich meine Nachschubrouten ohne sie zu vermischen und wie beschütze ich sie?

Im Norden stossen die Alliierten bereits am ersten Tag in das von der Wehrmacht nur schwach besetzte Château-Salins vor.

Südlich von Château-Salins und pararell zum Fluss verläuft die (heutige) Landstrasse D38. Sie dient als Main Supply Route (MSR) von CCR/4, CCA/4 und CCB/4. Ein Vorstossen der 113. Panzer-Brigade aus dem Osten bedroht damit nicht nur Château-Salins selbst, sondern auch die D38 – das Potential für Nachschubchaos ist gross. Patton verliert Zug um Zug Abschnitte seines MSR und läuft Gefahr, den Zugang zum Suppy Hex in Mazerulles (12.00) komplett zu verlieren. Mein Allierter Freund aus Basel muss sich also entscheiden: Verteidige ich diesen Abschnitt oder verschiebe ich meine Logistik in den verstopften Süden? Gleichzeitig kann der Kommandant der 113. seine Brigade auch nicht zu dünn aufstellen. Mit einer Kommandoreichweite von lediglich 8 Hexes hat er weniger und weniger Auswahl für gutes Terrain, denn im offenen Felde lauert der Tod durch Amerikanische Artillerie und Luftschläge.
Das permanente Schachspiel um diese Fragen macht “Arracourt” und BCS ganz allgemein so interessant. Die Spieler brauchen zu Beginn jedes Zugs und in jeder Formationsaktivierung Zeit, um sich ein Bild der Lage zu machen und ihre Befehle und Pläne entsprechend anzupassen. Diese plausiblen Belange jenseits von Kampfkraft, Reichweite und Luftunterstützung erlauben ein Eintauchen in die “wahren” Probleme von Patton und Manteuffel und ihren untergebeben Feldherren. Darum spiele ich Konfliktsimulationen, so wird Militärhistorik erlebbar.
Bisheriges Fazit
Es ist deutlich: Ich mag “Arracourt” sehr. Unsere Partien fliessen gut, es ist für beide Spieler etwas dabei und das BCS System überzeugt einmal mehr. Das Spiel erfüllt bei Weitem nicht nur seine Aufgabe, neue Spieler in die Battalion Combat Series einzuführen, sondern ist auch für BCS Veteranen eine interessante Herausforderung.
Bei MMP läuft derzeit die Preorder Phase für eine zweite Auflage. Das Spiel ist momentan praktisch nur auf dem Second Hand Markt erhältlich.