Kim Krangers faszinierendes Brettspiel erzählt die furchtbare Geschichte einer brutalen Schlacht im Vietnamesischen Hochland im Frühling 1954. Eine Französische Garnison wird belagert, angegriffen und letztenendes überrannt. Dien Bien Phu ist ein wichtiges Kapitel aus den frühen Jahren des langen Vietnamkriegs. Die Schlacht hat bereits im Sommer des gleichen Jahres gewichtige Konsequenzen: Frankreich willigt an der Indochinakonferenz in Genf ein, ihre Truppen aus Französisch-Indochina abzuziehen. Vietnam wird entlang des 17. Breitengrads getrennt und der Rest wird Geschichte.
Die Facts
Titel | Dien Bien Phu: The Final Gamble [BGG] [Verlag] |
Verlag | Legion Wargames |
Designer | Kim Kranger |
Preis | $54.- |
Geeignet für Anfänger | Ja |
Unit Scale | Kompanie |
Counter | 352 Counter |
Hex / Zug | 150m / 3d |
Komplexität | 6/10 (GMT) |
VASSAL Modul | Sehr gut |
PBEM | Geeignet |
Kleine / Mittlere Szenarien | Nein / Ja (Verschiedene Startzeitpunkte) |
Spezielles |
Meine Erfahrungen in Kürze
Dien Bien Phu hat es bisher nur einmal auf meinen Spieltisch geschafft und ich habe die Zeit damit sehr genossen. Hier ein paar der wichtigsten Impressionen, welche einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen haben.
Hohes Tempo
Kranger legt grossen Wert auf Gangart und Tempo in diesem Spiel. Er will, dass sich das Seil um den Hals des Französischen Spielers stetig enger zieht, ohne dass ein langweiliges hin und her entsteht. Die Việt Minh können Landgewinne absichern, indem sie Trenches graben und diese “Trench Zones” Zug um Zug näher an die Basis schieben. Die Trenches dienen als Rückzugsort für die Angreifer, während sie nur schwer von den Franzosen betreten werden können. Umgekehrt sind Việt Minh Units ausserhalb ihrer Trench Zones stark verwundbar, was natürlich zu Beginn ein kostspieliges Problem darstellt, weil die Distanzen hoch sind. Deswegen wird sich der Việt Minh Spieler vorerst natürlich auf die Aussenposten (Béatrice, Gabrielle, etc.) konzentrieren.
Das Spiel um die Aussenposten ist interessant für den Franzosen: Jeder Zug in welchem er seine Truppen belässt kostet die Việt Minh Zeit, aber es besteht das Risiko einer Isolation. Es ist enorm spannend bei Nacht und Nebel Units in der quasi-Isolation zu evakuieren oder gar noch zu verstärken, um dem Gegner einen weiteren Zug abzuringen.
Innovation bei Reinforcements und Supply
Dien Bien Phu wird aus der Luft versorgt. Das Luftlandesystem ist gut gelöst: Verliert der Franzose mit der Zeit Raum, kann er immer weniger Nachschub landen. Dabei muss er schauen, dass er die richtigen Dinge “bestellt”: Replacements, Nahrung, Sprit, Medizin – all diese Güter sind getrennt. Beim Abwurf entscheidet sich, was ankommt und was nicht. In jedem Zug trifft der Verteidiger so gewichtige Entscheidungen. Vorräte schaffen oder Brände löschen? Schwerpunkt setzen oder breit einkaufen?
Auch beim Truppennachschub (Reinforcements) geht Kranger eigene Wege. Gehen Steps im Kampf verloren, wird die Intensität des Kampfes auf einer Skala von 1-5 stetig erhöht. Zu gegebener Zeit wird gewürfelt und je nach Intensität ist die Chance höher oder tiefer, dass “die daheim” endlich jemanden schicken. Danach kommt es natürlich auch noch darauf an, ob die Verstärkung es auch wirklich nach Dien Bien Phu schafft. Als Verteidiger fühlt man sich manchmal machtlos, aber nicht dem kompletten Zufall überlassen. Intransparenter als eine fixe Reinforcements Schedule, aber fairer als ein reiner Würfelwurf. Dazu kommen noch Kolonialtruppen, welche via Laos ins Kampfgebiet geschleust werden können – das hat aber auch seinen Preis in der Form von verringertem Nachschub.
Auch die Việt Minh schleusen Verstärkung durch den Jungle, in der Form der 304. Division. Diese kann direkt ins Hauptkampfgebiet gebracht werden, oder aber sie wird direkt auf die einige Kilomenter entfernte Basis “Isabelle” losgelassen. Dort entsteht mit der Zeit ein heftiger Kampf zwischen Verteidigern, Einheiten der 304., Standby und Condor Forces der Franzosen. Dank dem Trench System können die Việt Minh ggf. auch noch Verstärkung aus dem Hauptkampfgebiet schicken. Isabelle wird so zu einer kleinen Welt für sich. Der Aussenposten ist weit mehr als nur Bremsklotz auf dem Weg zu Dien Bien Phu.
Gutes Regelwerk
Ein paar letzte Worte noch zum Regelwerk: Es ist mit 24 Seiten angenehm kurz und gut geschrieben. Als Bonus bietet es im hinteren Teil noch einen kleinen Hintergrund der verschiedenen Einheiten – quasi als Google Grundlage. Ganz wichtig sind die Design Notes, mit detaillierten Tips für beide Seiten. Mir ist der Einstieg so ganz gut gelungen, der Text hilft bei der Formulierung einer initialen Strategie.
Video Review und Bilder
Spacerumsfeld auf Youtube (a.k.a. Bruce Geryk) hat ein umfangreiches Review zum Spiel veröffentlicht. Zum Konflikt und dessen Brettspielen gibt es von ihm gar eine ganze Serie die ich euch wärmstens empfehlen kann. Unten noch ein paar Fotos von mir.